0341 479 23 69 info@karinwetzig.de

„Drei Dinge sind extrem hart: Stahl, ein Diamant und sich selbst zu kennen“

Veröffentlicht am 1 Okt, 2021
Autor: Karin Wetzig

„Drei Dinge sind extrem hart: Stahl, ein Diamant und sich selbst zu kennen.“

Benjamin Franklin

Vor vielen Jahren zog ein Vater mit seinem kleinen Sohn und einem Esel in der Mittagshitze durch die staubigen Gassen einer orientalischen Stadt. Der Sohn führte den Esel, auf dem der Vater saß. Ein Vorübergehender tadelte: „Wie kann man den armen Jungen mit seinen kurzen Beinchen laufen lassen und faul auf seinem Esel herumsitzen!“ Der Vater schämte sich, stieg ab und ließ seinen Sohn aufsitzen. Es dauerte aber gar nicht lange, da schimpfte der Nächste: „Unverschämt – der Bengel sitzt wie ein Sultan auf dem Esel, und sein armer, alter Vater muss nebenher laufen!“ Nun schämte sich der Sohn und ließ seinen Vater hinter sich aufsitzen. Sie ritten ein paar Meter weiter, doch da keifte eine Frau: „Das ist Tierquälerei! Dem armen Esel hängt der Rücken durch und die beiden Nichtsnutze ruhen sich auf der armen Kreatur aus!“ Ohne ein Wort zu sagen, sahen sich die beiden an und stiegen vom Esel. Kaum waren sie ein paar Schritte gegangen, begegneten sie einem Fremden, der sich vor Lachen ausschütten wollte: „So dumm möchte ich nicht sein. Wozu führt Ihr denn einen Esel spazieren, wenn er Euch keinen Nutzen bringt, ja nicht einmal einen von Euch trägt?“ Der Vater schob dem Esel eine Handvoll Stroh ins Maul, legte seinem Sohn seine Hand auf die Schulter und sagte: „Gleichgültig, was wir machen, es findet sich doch immer jemand, der damit nicht einverstanden ist. Ich glaube, wir müssen selbst wissen, was wir für richtig halten.“ (nach: Nossrat Peseschkian, Der Kaufmann und der Papagei, Fischer Taschenbuch Verlag, 1979)

Oftmals befinden wir uns in dem Spagat, es allen recht machen zu wollen und machen es uns damit selbst oft am wenigsten recht. Für unser berufliches Lebensglück, schreibt der bekannte und einflussreiche Management – Autor Reinhard K. Sprenger, ist es unabdingbar, zuerst einmal sich selbst zu erkennen. Was man gerne tut, ist auch meistens das, was man gut tut. Also lohnt es sich für den Einzelnen schon, sich zu fragen: Was kann ich besonders gut? Wo liegen meine Stärken und wo meine Schwachstellen?

Leider sind wir in diesem Punkt mit einer großen Blindheit geschlagen, und das nicht erst seit heute. Bereits im Altertum befragten die Menschen, vor einer großen Entscheidung stehend, nicht etwa sich selbst, sondern z.B. das berühmte Orakel von Delphi. Meist kamen sie nicht klüger heraus als sie hineingingen, doch kaum einer las die steinerne Inschrift über der Tür „Erkenne Dich selbst!“.

In der Einschätzung unserer Fähigkeiten liegen wir oft gewaltig daneben: einerseits wissen wir wenig über unsere wirklichen Talente und auch „Baustellen“ und neigen zu Selbstzweifeln. Andererseits sehen wir uns allzu gerne selbst in einem günstigen Licht und überschätzen uns ganz gern mal, manchmal auch ganz gewaltig. Letzteres findet nicht nur seinen Ausdruck in der oftmals tragikkomischen Fernsehsendung „Deutschland sucht den Superstar“, die ja gewissermaßen von einer grotesk- illusionären Selbstwahrnehmung vieler Kandidaten lebt, sondern auch in gewissen einsamen Entscheidungen auf Management-Ebene. Auch das berühmte Autofahrer-Syndrom, nach dem 80% aller Autofahrer sich für die besten Autofahrer halten (die 20% produzieren wohl dann die Verkehrsunfälle?), die Einschätzung der eigenen Beliebtheit bei den Kollegen oder die Flirtchancen beim anderen Geschlecht sind Besipiele unseres Blinden Flecks. Von unserer Umwelt werden wir ja dazu auch oft ermuntert: was man am besten kann, dafür wird man auch gelobt – also klammert man sich daran. Hier sollten wir uns vielleicht der Aufforderung von Gerhard Hauptmann erinnern: Sobald jemand in einer Sache Meister geworden ist sollte er in einer neuen Sache Schüler werden.

Psychologen haben in vielen Untersuchungen herausgefunden, daß unsere Fähigkeit zur Selbsterkenntnis sehr bescheiden ausfällt; dies betrifft alle Menschen und scheint, ein „Strukturfehler“ unserer Wahrnehmung zu sein. Was können wir dennoch tun, um uns besser kennen zu lernen und damit selbst zu entscheiden, ob Sie sich auf den Esel setzen oder doch lieber neben ihm herlaufen?

„Eine Investition in Wissen bringt noch immer die besten Zinsen“, sagte schon Benjamin Franklin. Finden Sie heraus, was Ihnen Spaß macht und lernen Sie ständig und bewusst dazu. Erinnern Sie sich an Ihre eigenen Erfahrungen in der Vergangenheit, gute wie schlechte – aber ehrlich. Messen Sie sich mit den Besten Ihrer Branche, Ihres Umfeldes, legen Sie ehrliche Vergleichsmaßstäbe an. Lernen Sie
die Techniken des Feedback kennen und nutzen Sie diese. Besonders Personen Ihres Umfeldes, Freunde, Kollegen, die Sie oftmals genauer kennen, als Sie sich selbst, sind hier gute Partner.

Freunden Sie sich mit sich selbst an und akzeptieren Sie auch Ihre weniger guten Seiten – sie gehören zu Ihnen!

Herzliche Grüße und eine schöne Zeit!

Karin Wetzig

Seminare und Coachings zum Thema Persönlichkeit.


Sich selbst und andere besser verstehen mit dem persolog® – Persönlichkeits-Profil

  • Die eigene Persönlichkeit kennen lernen: Wer bin ich?
  • Wie gut kenne ich mich?
  • Das Verhalten anderer Menschen fundiert einschätzen und respektieren
  • Effektiv mit anderen Menschen umgehen können und Konflikte im Vorfeld reduzieren
  • Mitarbeiter persönlichkeitsgerecht führen und entwickeln
  • Im Team von der Vielfalt der Mitarbeiter profitieren
  • Den Verhaltensstil von Kunden erkennen und kundengerechte Verkaufsstrategien entwickeln
  • Persönliche Strategien zu mehr Leistung und Erfolg